„Dieser Tag ist wunderschön geeignet, um die Wappenfenster zu übergeben“, sagt Heike Weigt und bezieht sich auf das Frühlingswetter, das passend zum Anlass Sonne auf das Schloss Hohenwulsch scheinen lässt.
Hohenwulsch – Weigt übergab drei Wappenfenster, die ihr Großvater nach dem Zweiten Weltkrieg in Verwahrung nahm, damit Sowjetsoldaten sie nicht zerstörten, an Schlossbesitzer Maurice Remy. Seine Ahnin, eine Schlossherrin, die noch den Nachnamen des Geschlechts von Rohr trug, hatte 1947, als sie in den Westen fliehen musste, die drei Bleiglasfenster dem angestellten Glasermeister August Geng aus Bismark, Weigts Großvater, zur Verwahrung überlassen. Dieser führte mit seinem Sohn Kurt Geng in zweiter Generation die einzige Glaserei von Bismark. Der Sohn übernahm mit dem Tod von August Geng auch die Fenster, auf denen die Wappen der Familien von Jeetze, von Levetzow und von Rohr, die zuletzt das Hohenwulscher Schloss bewohnten, abgebildet waren.
„Daran werde ich mich immer erinnern“, berichtet Remy. „Ich betrat die Glaserei von Kurt Geng und er begrüßte mich mit den Worten: Herr Remy, ich habe schon auf sie gewartet.“ Der derzeitige Schlossbesitzer hatte von seinem Familienerbstück erst aus einem Brief seiner Großtante erfahren. Bei dem Besuch 2005 nahm der Glasermeister ihm das Versprechen ab, dass die Wappenfenster nicht in einem Münchener Partykeller enden würden. Stattdessen sollten sie nach der Restaurierung des Schlosses wieder ihren angestammten Platz im Treppenhaus des Herrensitzes einnehmen. Lange Zeit wusste Weigt gar nicht, wo diese Schätze aus dem 18. Jahrhundert verwahrt wurden, obwohl sie von der Verbindung ihrer Familie zu dem Schloss gehört hatte. Dabei befand sich eines der Fenster direkt vor der Nase der Bismarkerin: Zum Familienhaus und Glaserei an der Alten Straße gehörte auch eine Veranda mit Verglasung. Neben einem Bleiglasfenster, das Walter von der Vogelweide zeigt, wurde dort vom Großvater auch etwas abgeändert das Wappenfenster derer von Jeetze eingesetzt. Das Familienhaus verkauften die Kinder Kurt Gengs nach dessen Tod 2008. Erst im vergangenen Jahr wurden auch die übrigen zwei Bleiglasfenster wiederentdeckt: in einer Segelscheune in Stechow bei Rathenow (Brandenburg) am Ferchesarer See.
Remy spielte auch darauf an, dass in einem Jahr zum 96. Geburtstag des verstorbenen Kurt Geng die Einsetzung der Fenster an ihrem Stammplatz gefeiert werden könne.