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Woher Rosen und Fuchs?

Die erste überlieferte Helmzier unseres Stammes, der halbe Kranich, erscheint in Österreich von 1278 bis 1294. Seine Herkunft aus dem Kranichschilde der von Trixen ist klar erkennbar: Jans von Rohr setzte auf seinen Helm das Schildzeichen seiner Mutter und zeiget damit sein Erbrecht auf die Trixenburg Reifnitz.

Ob und wie sodann die märkischen Rohr im 14. Und 15. Jahrhundert ihre Helme schmückten, ist nicht sicher. Vielleicht führten sie damals bereits die Rosen, die – sieben and der Zahl – ein bülowsches Ahnenwappen von Rohr auf einem Grabstein in Gudow überliefert. Der Grabstein trägt das Datum 1564; das Rohrsche Wappen bezieht sich vermutlich auf Adelheid von Rohr aus Freyenstein, die um 1470 Werner von Bülow-Gudow heiratete. Die Überlieferung der Rosen-Helmzier auf diesem Grabstein kommt also wahrscheinlich schon aus dem 15. Jahrundert. Vermutlich waren diese Rosen aber bereits altes Zubehör des Vier-Spitzen-Schildes der Geschlechtergruppe Koenigsmarck-Havelberg-Rohr; denn ein Koenigsmarck-Siegel von 1389 zeigt über einem Schilde mit vier Querspitzen einen Helm, der mit – damals noch vier – langstieligen Blumen besteckt scheint ( Warnstedt I 56 ). Solche Rosen sind auch in reiterlicher Praxis tragbar und könnten darum nicht im 14 und 15. Jahrhundert, als man noch Ritter war und nicht nur Ritter spielte, auch wirklich geführt sein.

Nun erscheint aber 1569 auf dem Grabstein Joachims von Rohr in Neuhausen erstmals eine “erweiterte” Helmzier: durch mehrere langstielige Rosen springt ein Fuchs. Diese “schoenere” Helmzier wird von nun ab auf vielen Bildern ständig geführt. Auf geduldigen Bildern! Wie hätte man in rauher Wirklichkeit mit einem so großen unstabilen Gebäude auf dem Helme reiten oder gar kämpfen wollen? Uns scheint: ein typisches Erzeugnis des 16. Jahrhunderts, als das Rittertum praktisch zu Ende ging, die Phantasie jedoch um so mehr sich mühte, das sterbende Idol eines Jahrtausends mit äußerlichem Prunk noch einmal aller Welt vor Augen zu stellen. Es war die Zeit Kaiser Maximilians, des “letzten Ritters”, als die alten Geschlechter sich in Erfindungen neuer Wappenzier überboten. Damals auch, vielleicht anno 1512 für das Ruppiner Turnier, wird man Rosen und Fuchs kombiniert, dort vielleicht auch ausgestellt, aber zu Pferde kaum je getragen, haben. Wie der Chronist berichtet: “Neben dem Kampfplatz und der Wand des Rathauses befestigte man gemalte Schilde und mit Federbüschen verzierte Helme” (Schmerlin 7). Vielleicht ist es kein Zufall, dass Joachim von Rohr, auf dessen Grabstein erstmals der Fuchs überliefert wird, ein Sohn gerade jenes Bernd war, der das romantische Turnier in Ruppin mit geleitet hatte (Schmerlin 9).


Wie verfiel man auf den Fuchs? Wahrscheinlich wurde er – über ein Wappenbuch – aus einem seltsamen Wappen der Herren von Stavenow übernommen. Diese zeigt im gespaltenen Schilde rechts die alten Querspitzen der Prignitzer Stavenow, als neue Zutaten aber links den springenden Fuchs aus dem alten Wappen der –fast gleichgeschriebenen, aber stammesfremden – Stovenow aus Rügen und auf dem Helme einen “oberhalben” Fuchs ( Siebmacher VI, 10. Abteilung, 103 136, zitiert: Wappenbuch von 1689). Ein anderes Wappen diesmal nur der rügischen Stovenow zeigt über einem laufenden Fuchs sogar noch drei Rosen, was schon Ledebur auf die Ähnlichkeit mit der rohrschen Helmzier hinweisen liess. Aus dieser bereits künstlich zusammengetragenen stavenow-stovenowschen Mischung von Querspitzen, Rosen und Fuchs dürften sich also die schönheits durstigen Rohr, die bis 1500 nur Querspitzen und bestenfalls schon Rosen ihr eigen nannten, auch noch den Fuchs in ihr Wappen geholt haben. Dies mochte um so leichter geschehen, als die Stavenow in der Prignitz ausgestorben waren: 1345 noch als Landfriedensstörer verklagt, fielen sie entweder 1348 dem Schwarzen Tode oder weniger Jahre später der Brechung ihres Schlosses Stavenow zum Opfer.

Entnommen aus Qui Transtulit von Hans-Olof von Rohr.