Rohrs waren seit der Gründung des Zisterzienser Klosters Heiligengrabe im Jahre 1278 diesem als Nonne, Konventualin, Äbtissin, Probst, Kloster- oder Stiftshauptmann verbunden.
1532 läßt Äbtissin Anna von Rohr 15 Holztafeln zur Gründunglegende ( ein Jude soll 1287 einen Hostienfrevel begangen haben) des Klosters malen. 6 Bild- und eine Schrifttafel sind erhalten und in der Klosterkirche zu sehen.
1540 wird Curt von Rohr zunächst Patron, später Klosterhauptmann. Er schreibt insofern Geschichte, als er sich das Kloster und die dazugehörigen Dörfer mit Land- und Forstwirtschaft gegen 5,000 Gulden, die er dem Kurfürsten Joachim II leiht, 10 Jahre überschreiben läßt. Später versucht er, das Kloster auf sich und seinen Sohn auf Lebzeit zu verschreiben. Auseinandersetzungen mit den Nonnen folgen. Curt droht mit Ausweisung der Nonnen aus dem Kloster! Die Nonnen fühlen sich durch Reformation und Curt’s weltlichen Ansprüche bedrängt und leisten Widerstand:
„Sie wollen lieber zeitliche Strafe als ewige Pein erdulden.“
Der Kurfürst vermittelt; im Archiv ist zu lesen:
„ ….das Kloster übernimmt die 5,000 Gulden Schuld an Curt von Rohr
und enstschädigt diesen mit Geld und Gütern.“
„ ….. der Konvent gelangt wieder in Besitz und Recht seiner Güter.“
„ ….. das Heylge Grab hath sich mith uns vorthragen und mit gelde abgekauft.“
1731 stirbt Christian Ludewig von Rohr, der etwa 20 Jahre Stiftshauptmann des Klosters war. Sein barocker Grabstein ist in der Klosterkirche zu sehn, dort ist er auch begraben.
Bei einer Führung über das Stiftsgelände erfährt man:
„als 1714 Friedrich Wilhelm I eine Visitation in Heiligengrabe machte, ließ der Hauptmann eine prächtige Tafel richten. Mit jedem üppigen Gang wurde das Gesicht des Königs finsterer, bis er der neben ihm sitzenden Äbtissin sagt: „das schickt sich nicht für die Frolleins“. Die Äbtissin antwortet, sie selbst äßen das Jahr sehr sparsam. Nicht sie, sondern der Hauptmann habe das üppige Mahl ausgerichtet. Der zahle ihnen aber nicht einmal das Taschengeld.
Der König revidiert den Vertrage mit Christian Ludewig von Rohr, veranlaßt die Auszahlung des Taschengeldes und befiehlt den Abriß der Blutkapelle, da sie ein unnütze Gebäude sei (es gibt ja die große Klosterkirche) und die Steine anderweitig zu verwenden seine ( der sparsame Soldatenkönig!).
Christian Ludewig ließ den König später wissen, er nutze die Kapelle nun als Kornspeicher und habe damit die Steine wie befohlen einem nützlichen Zweck zugeführt. Die Prignitzer bzw. Rohrs ließen sich eben von den zu gereisten Hohenzollern ungern Vorschriften machen. Zudem blieb er gut im Geschäft, denn das Stift dotierte sein Amt mit einigen tausend Talern p.a.
So reimte der Vorbitter und Beicht-Vater Lüderwaldten von Christian Ludewig anläßlich seines Namenstages 1731 im letzten von 13 Versen auf den ….
„Hoch-Wohlgebohrnen und Gestrengen Herrn Christian Ludewig von Rohr bey dem Hoch-Adelichen Jungfräulichen Kloster Heiligen Grabe
Hochansehnlichen und Hochverdienenden Hauptmanns Auf Holtzhausen
Zernitz und Meyenburg Erbherrns ….….. Aus höchsterfreuten Sinn: Es leb der Herr von Rohr!
Er müß / wenns Gott gefällt / auch in den Erden leben /
Und einst / wie Zeitlich hier / auch dort in (Frieden / Freuden) schweben.“
1899 wird Adolphine von Rohr, geb. von Gersdorff, durch Kaiser Wilhelm II zur Äbtissin berufen. Sie setzte die staatliche Anerkennung der seit 1843 bestehenden Stiftschule durch und gründete 1910 das erste Heimatmuseum für die Prignitz. Von den Stiftschülerinnen wurde sie wegen ihrer gerechten und verständnisvollen Art geliebt und verehrt. In der Trauerfeiert zu ihrem Tod 1923 wurde gesagt:
„Sie meisterte alle Schwierigkeiten Kraft ihrer hoheitsvollen, achtungsgebietenden Persönlichkeit, ihrer seltenen Geistesgaben und reichen Erfahrungen …..die Stiftskinder fühlten immer ihre mütterliche Nähe.“
Ihr Grabstein ist in die Außenwand der Klosterkirche eingefügt, ihr Grab ist auf dem daneben liegenden kleinen Friedhof verlorengegangen.
Grafik
Bleischnitt von Hans Arnold entommen aus Qui Transtulit von H.-O. von Rohr
Antependium in der Kirche Heiligengrabe